Gruppe Jugendlicher vom „Roma-Treffen Novi Sad 2013“ besucht das ehemalige KZ Sajmište in Belgrad

roma-treffen-sajmisteAm Montag, den 7. Oktober, konnten Milovan Pisarri und Rena Rädle vom Forum für angewandte Geschichte (fpi.rs) eine Gruppe junger Roma und Studierender aus Serbien und Deutschland begrüssen, die 10 Tage in Serbien unterwegs sein wird, um sich, neben anderen Themen aus Geschichte und Kultur der Roma, mit dem Völkermord an den Roma in Serbien auseinanderzusetzen. Jelena Jovanović vom Sekretariat für die Rechte nationaler Minderheiten in der Provinz Vojvodina hatte den Kontakt zu der Gruppe hergestellt, die sich schon zum wiederholten Male im Rahmen einer Jugendbegegnung zwischen Romnija und Roma aus Serbien und Deutschland trifft und die vom Hannoveraner Verein „Romane Aglonipe – Roma in Niedersachsen e.V“. unter Leitung von Đevdet Beriša organisiert wird.
roma-treffen-sajmiste071020131470Über 50 junge Leute versammelten sich gestern vormittag auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sajmište, um die Geschichte der Kinder und Frauen zu hören, die in diesem von den deutschen Faschisten sofort nach der Besatzung Serbiens 1941 eingerichteten Lager festgehalten wurden, weil sich ihre Namen auf der sogenannten „Zigeunerliste“ befanden. Der Historiker Milovan Pisarri, der seit einiger Zeit zum Völkermord an den Roma in Serbien forscht, beschrieb die unsäglich harten Lebensbedingungen der im „Judenlager Semlin“ gefangenen Frauen, Alten und Kinder im Winter 1941, die ihre Männer bereits in den Vergeltungsmassnahmen der Deutschen verloren hatten. Viele starben an Hunger und Krankheit. Ihr Überleben hatten die meisten Frauen und Kinder der Jüdin und Vorsteherin des „Zigeunerlagers“ Matilda zu verdanken, die den Gefangenen half, Meldebescheinigungen zu besorgen und ihnen so die Entlassung ermöglichte. Diejenigen denen dies nicht gelang teilten das Schicksal der Jüdinnen und wurden im Gaswagen ermordet.

roma-treffen-sajmiste081020131483In der Diskussion wurde thematisiert, dass die Geschichte des Völkermords an den Roma bis heute kaum bekannt ist, was unter anderem in der weiterhin anhaltenden Diskriminierung der Roma begründet ist. Es wurde auf die Kontinuität der Stigmatisierung und gesellschaftlichen Ausgrenzung hingewiesen, als ein Beispiel wurden die kürzlichen Zwangsumsiedlungen von Roma Familien in Containerlager ausserhalb des Belgrader Stadtgebiets angeführt. Rena Rädle betonte, dass zum Gedenken an die Opfer des Völkermords zur Zeit des Nationalsozialismus auch eine Problematisierung der gegenwärtigen Politik gegen Roma und Asylsuchende in Europa gehört. Nach einer kurzen Mittagspause machte sich die Gruppe auf den Weg in die Belgrader Innenstadt. In den nächsten Tagen stehen Workshops und zwei weitere Ausflüge nach Niš und Kragujevac auf dem Programm.

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