• 04 / 12 / 2011
  • 12h
  • Pančevo, Staro groblje, Ul Oslobođenja

Ortsbegehung in Pančevo und Besuch des Mahnmals am Hinrichtungsort bei Jabuka

Dokumentation der Ortbegehung am 4. Dezember 2011

Die Ortsbegehung am 4. Dezember 2011 wurde von einer Arbeitsgruppe vorbereitet, die Fakten und Kontext der Verbrechen der deutschen Besatzer und ihrer Helfer an der Zivilbevölkerung in Pančevo und bei Jabuka recherchierte. Gemeinsam mit SprecherInnen, die über diese Ereignisse aus eigener Erfahrung berichteten und HistorikerInnen aus Pančevo stellten die ReferentInnen ihre Nachforschungen den Anwesenden vor und besuchten den Orthodoxen Friedhof von Pančevo, das Historische Archiv und das Mahnmal am Hinrichtungsort bei Jabuka (Apfeldorf).

Neben den grundlegenden historischen Fakten wurde der Antisemitismus als Element der nationalsozialistischen Ideologie, die historische Rolle des „Kulturbund“ bei der Nazifizierung der einheimischen Deutschen (Folksdojčeri) und der Antiziganismus in der heutigen Gesellschaft thematisiert. Aktivisten berichteten über organisierte rassistische Gewalt gegen die Roma im Dorf Jabuka.
 

Auf dem alten Friedhof in Pančevo gab Srđan Božović einen Überblick über die Geschichte Pančevos während des Zweiten Weltkriegs und sprach über die Hinrichtung von 36 Zivilisten auf dem Orthodoxen Friedhof im April 1941. Vita Sudarski, damals ein Kind, sprach vom Schrecken der öffentlichen Hinrichtung und beschrieb das angespannte Verhältnis zwischen der serbischen und deutschen Einwohnerschaft von Pančevo. Milan Radanović sprach über die Morde an Zivilisten von Seiten Nazis in der Region Banat kurz vor den Hinrichtungen in Pančevo und ging auf die Rolle der „Volksdeutschen“ und des Kulturbunds ein. Im städtischen Historischen Archiv sprach Srđan Božović über das erste nationalsozialistische Konzentrationslager in der Region Banat, das in der „Svilara“, einer ehemaligen Seidenmanufaktur in Pančevo, eingerichtet wurde. Milan Jakšić stellte Filmdokumente und Zeugenaussagen über die Massenhinrichtungen in Pančevo und Jabuka vor.

Am Mahnmal am Hinrichtungsort bei Jabuka, wo im Herbst 1941 etwa fünftausend Banater Juden und über tausend Roma ermordet wurden, erzählte Eva Đorđević die Geschichte ihrer Familie, die als Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Belgrad nach Pančevo geflohen war. Ihr Vater wurde im Lager Topovske šupe in Belgrad verhaftet und später bei Jabuka ermordet. Slobodanka Perović vom Denkmalschutzamt Pančevo sprach über den Gedenkkomplex, der 1987 eröffnet wurde und über die ungeregelten Eigentumsverhältnisse, die seinen Erhalt erschweren. Borka Vasić und Goran Lazić sprachen über Rassismus als Element des Faschismus. Sie berichteten über Vorfälle im Dorf Jabuka, wo nach einem tragischen Todesfall eines serbischstämmigen Jungen bei einem Streit zwischen Jugendlichen die ethnische Gewalt gegen die gesamte lokale romastämmige Bevölkerung eskalierte, von der Polizei aber nicht eingeschritten wurde.


Moderation und Koordination der Arbeitsgruppe: Ana Vilenica
SprecherInnen: Eva Đorđević (Zeitzeugin), Vita Sudarski (Zeitzeuge), Milan Jakšić (Direktor des Historischen Archivs Pančevo), Srđan Božović (Historiker am Nationalmuseum Pančevo), Nandor Ljubanović (Blogger), Borka Vasić (Roma-Aktivistin), Goran Lazin (Aktivist), Slobodanka Perović (Denkmalschutzamt Pančevo), Milan Radanović (Historiker)
Idee und Koordination der Ortsbegehungen: Rena Redle
Organisation und Produktion: Kulturni centar Rex / fond B92
Realisiert mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Southeast Europe

 

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